Viele kennen das Buch der Schatten aus Serien und Filmen wie Chamed, Halloweentown, Chilling Adventures of Sabrina und anderen. Heute geht es um das persönlichste und mit stärkste Werkzeug das wir Hexen an der Hand haben, doch ich kann euch jetzt schon verraten ganz so wie es die Medien darstellen ist ein BdS nicht.
Was ist das Buch der Schatten?
Das Buch der Schatten, auch kurz BdS genannt, ist ganz einfach formuliert ein Tagebuch für die magische Arbeit oder ein Notizbuch. Hier findet ausführlich die persönliche und magische Praxis ihren Platz. Alles was der Hexe wichtig ist und zeigt die eigenen Erfahrungen und die Entwicklung an. Meist ist es eine Mischung aus Tagebuch wo die eigene Arbeit nochmal kritisch beäugt wird, aber auch eine Art Lexika über verwendetes Räucherwerk, Zaubersprüche, Rezepte und vieles andere. Manche gliedern dies noch und haben ein Buch für z.B. Kräuterkunde, eins für Zauber, das nächste für Rezepte etc. pp.
Ich per persönlich besitze drei solch keiner Werkzeuge. Einmal mein Buch der Schatten wo alles so reinkommt wie ich mich mit den einzelnen Themen befasse, dann damit ich sie jeder Zeit wiederfinde eines für meine Zauber und ein drittes was alles mit dem Thema Tarot, Orakeln und Legungen beinhaltet. Es ist also die Sammlung des ganz persönlichen Wissens. Daher bringt es wenig gelesenes oder Dinge aus dem Internet einfach so abzuschreiben. Klar ist es verlockend und man will gerade am Anfang sein Buch so schnell wie möglich füllen.
Bitte nicht einfach abschreiben
Beim abschreiben geht der eigentliche Sinn verloren. Ja in der Theorie kann man so das ein oder andere lernen, aber es soll ja unser Wissen und unseren Weg begleiten. Wenn man sich also nur theoretische Dinge abschreibt, fehlt der ganz persönliche Faktor, das Ausprobieren, das Überarbeiten und Fehler ausmerzen und die persönlichen Erfahrungen. Voll wird das BdS mit der Zeit von alleine. Ein kleiner Spoiler. Wenn wir zum Beispiel anfangen mit Runen zu arbeiten, können wir uns die Bedeutung nach „Lehrbuch“ einfach aufschreiben, doch wir werden nie genau arbeiten können.
Warum ist das so? Ganz einfach wenn wir uns selber auf eine Runenreise begeben erzählt der Geist der Rune uns das was wir wissen müssen. Wir erspüren die Rune und manchmal zeigen sich uns noch ganz andere Aspekte oder diese Rune will uns was anderes sagen weil sie ganz anders und individuell mit uns kommuniziert. Somit wäre unsere Arbeit immer nur oberflächlich und teils auch fehlerhaft da wir es einfach anders interpretieren als das was es uns eigentlich sagen soll. So ist es auch bei allem anderen, was uns wirklich bei der Arbeit XY bewegt und was wir aus unserer Intuition nehmen kann ganz anders sein als es ein anderer Mensch sieht.
Warum heißt es Buch der Schatten?
Für mich ist der Name Buch der Schatten gerade bei uninformierten kritisch. Schatten ist im Allgemeinen immer mit etwas nachteiligem und schlechtem behaftet. Dies ist in der Gesellschaft auch teils als „böse“ abgeschrieben. Wir kennen alle die Redewendungen „Wo Licht ist, ist auch Schatten.“, man ist nur noch ein Schatten seiner selbst oder auch über den eigenen Schatten springen. Ich persönlich bezeichne mein BdS daher eher als Hexenbuch. Das hört sich neutraler und freundlicher an.
Der Name ist aber viel wahrscheinlicher auf andere Umstände zurück zu führen. Erstmal hat der Begriff Schatten nichts mit „negativem“ oder „bösem“ zu tun. Jeder Mensch hat einen Schatten und dieser ist schließlich auch kein „böser“ Zwilling. Der Schatten gibt immer nur einen kleinen Teil, eine Silhouette, preis, so ist es auch mit dem BdS. Es gibt’s so viel Wissen auf dieser Welt und die Erfahrung einer Hexe sind nur ein kleiner Teil, ein Schatten, von dem was es zu lernen und zu wissen gibt. Ebenso ist es das das BdS normalerweise nur seinem Eigentümer zugänglich ist. Da es kein anderer kennt oder sieht ist es also so, dass seine Existenz im Schatten gehalten wird.
Wie könnte man ein Buch der Schatten gestalten?
Kein BdS gleicht dem anderen. Wie schon gesagt kann sich der Inhalt von Hexe zu Hexe stark unterscheiden. Wissenssammlung, magisches Tagebuch, Arbeitsbuch, Lexika, hier sind den eigenen Vorlieben keine Grenzen gesetzt. Aber auch die äußerliche Form kann ganz individuell sein. Ob analog als Ordner mit Ausdrucken und Bildern, ganz am Computer erstellt oder ganz altmodisch handgeschrieben. Ob diese handgeschriebenen Notizen eingeheftet werden, in einem gekauften Notizbuch zu finden sind, oder ob die Bücher vielleicht sogar selber gebunden sind. Auch hier gibt es unzählige Möglichkeiten.
In all meinen „magischen“ Jahren hab ich festgestellt, dass sich das Buch der Schatten auch mit der eigenen Erfahrung und dem persönlichen Wissen ändert. Ich hab damals mit einfachen schwarzen Kladden angefangen und wahllos alles gesammelt was ich finden konnte. Nicht nur eigene Erfahrungen sondern auch Recherchen mit notiert. Da war ein heilloses Chaos aus Grundlagen, Spells, Kräuterkunde und so weiter. Dann bin ich auf mein großes Paperblank gekommen. Dies nutze ich hals Haupt BdS und eher als Wissenssammlung. Hier gehe ich wirklich kreativ an die Sache ran mit Bildern, bunten Überschriften und Themenüberschriften in Sütterlin geschrieben.
Weiter hat sich geändert, dass ich mir für Zauber ein eigenes Buch selber gebunden habe. Dies war dann das erste was ich wirklich genäht und verklebt habe. Davor habe ich mir ein magisches Arbeitsbuch, ein Meditationsbuch und ein Tarotbuch mit Klebebindung gemacht. Alle ganz unterschiedlich das eine blau, das eine bunt, das nächste mit verschieden farbigen Seiten. Was ich damit sagen möchte wir selber sind nicht fest in eine Struktur gepresst die wir uns mal suchten, wir entwickeln uns, werden flexibler und das zeigt sich auch teilweise am Inhalt, an dem Themengebieten die wir behandeln und der Aufmachung des Buch der Schatten bemerkbar.
Digital in moderne Zeiten?
Ich kenne viele Junghexen die fest mit den modernen Möglichkeiten verankert sind und ihr BdS gerne digital führen möchten. Ich habe beides versucht und muss sagen es stimmt schon das man grafisch freier agieren kann, aber es verleitet doch sehr zu copy and paste. Jedem das seine, wobei ich immer empfehlen würde ein handgeschriebenes Buch der Schatten anzulegen.
Es macht einfach einen großen Unterschied. Ich bin da eher „altmodisch“ und mag es mit Papier, Stift und Farben zu spielen. Außerdem ist schon etwas dran wie man früher sagte per Hand schreiben speichert die Dinge ganz anders in uns ab. Handgeschrieben und kreativ gestaltet schafft auch eine ganz andere Verbindung zum eigenen BdS. Ich achte halt ganz anders auf die Qualität und den Inhalt der einzelnen Themen.
Hinzu kommt das ein leeres aber physisches Buch die eigenen Energien besser und ganz anders speichern kann. So wird es wirklich nochmal ein um einiges stärkeres Werkzeug, denn es enthält nicht nur Worte sondern unsere eigene energische Signatur. In die Recherche, sowie in den Schreibprozess und das Suchen und Einkleben der passenden Bilder geben wir Energie die wir somit übertragen und das Buch der Schatten zu einem Teil von uns werden lassen.
Der Umgang mit dem Buch der Schatten
Wie ihr seht steckt also eine ganze Menge in unserem kleinen Büchlein. Doch wie gehen wir damit nun am Besten um? Gerade als magisches Tagebuch geben wir hier sehr viel von uns preis. Die eigenen Gedankengänge und auch unsere Schwachstellen. Nun wollen wir uns damit aber nicht verletzbar und angreifbar machen. Somit halten wir unser Buch der Schatten verborgen. Hier ist es jedem selber überlassen ob und wem er in welchem Maße Einblick gewährt.
Ich persönlich lasse nur zwei meiner Töchter vom genauen Inhalt wissen. Die eine agiert selber schon lange magisch, die kleine befindet sich gerade auf ihrem Weg. Es ist also eher so eine Art meinen Weg mit meinen Kindern zu teilen und Familientraditionen zu schaffen. Meine Kinder lernen also von mir statt von Fremden. Wenn ich irgendwann merke das Leben befindet sich in den letzten Zügen, ist es mein Wille, dass meine Mädels meine Notizen in Kopie erhalten und meinen Weg in ihren Weg mit einfließen lassen können. Das Original würde ich gerne als Grabbeigabe mit in die Anderswelt nehmen.
In dem Falle das eine Hexe kinderlos blieb, oder sich die Nachfahren vom Hexentum abwenden, mangels Interesse oder ähnlichen, ich es eine weit verbreitete Tradition das diese Hexe kurz von ihrem Tode ihr Buch der Schatten verbrennt.
Grimoire und BdS – Wo ist der Unterschied?
Immer öfter höre ich gerade bei Junghexen, ein Grimoire und das BdS wären ein und das Selbe. Ich möchte daher auch auf diesen Punkt noch einmal eingehen. Das beide Bücher gleich sind stimmt nämlich nicht ganz. Sie ähneln sich aber sind nicht das Selbe.
In einem Grimoire ist magisches Wissen festgehalten. Besonders zwischen dem Spätmittelalter und dem 18.Jahrhundert. In der Renaissance holten einige die alten Quellen wieder hervor und ergänzten sie mit neueren Erkenntnissen. Diese Sammlungen welche die alten Zauberbücher wiedergeben werden seit dem 19. Jahrhunderts veröffentlicht und für die Nachwelt leicht zugänglich festgehalten. Zwischen den Weltkriegen wurden diese Grimoires teils stark verändert.
Meist fasst ein Grimoire feste Strukturen. Als erstes wird hier der Hexe nach einem ganz bestimmten Bild vorbereitet. Das heißt erstmal muss eine gewisse Reinigung erfolgen, danach muss jede Hexe sich ihr eigenes Werkzeug neu herstellen da sie nur neu und unbenutzt verwendet werden sollte. Dies gilt allerdings nicht für jedes Mal da sie ja dann das persönliche Werkzeug bilden. Danach werden bestimmte Rituale und Rangordnungen von Dämonen (aber auch anderen Wesenheiten oder Engeln) zum Beispiel mit Siegel, Beschwörungen, der Art welchen Vertrag man mit ihnen schließt und zuletzt ihre Entlassungen vorgestellt und zuletzt werden die passenden Zauber, Rezepte etc. angehangen.
Als im 20. Jahrhundert dann die neuen Religionen sich bildeten entstand im Wicca Glaube dann das Buch der Schatten wie wir es kennen. Der Unterschied ist also das ein Grimoire eine eher feste und starre Anleitung bildet und nicht auf eigene Erfahrungen, Interessen und Bedürfnisse und ein Buch der Schatten baut genau auf diese Dinge auf.